Max Slevogt, Radierungen zur Partitur der Zauberflöte

aus der Szene ...

Klimawandel. "Wasserknappheit im Mittelmeerraum... Spanien versteppt ... " Anstatt sich über eine Reduktion der europäischen Überproduktion zu freuen, kommt den EU-Bürokraten nichts anderes in den Sinn als zu "befürchten, dass die Versorgung der Bürger mit Trinkwein ... nicht mehr sichergestellt werden kann". und mit Subventionen von 100 Millionen Euro den  Weinbau in Dänemark, Schweden und Polen zu fördern.  ( Weinwirtschaft, 07/07)

Frechheit siegt?  "Um das Risiko der Spontangärung jederzeit unter Kontrolle" zu halten gibt es " nach langjähriger Forschungsarbeit... etc. etc." endlich eine gezüchtete Hefe, die ... So werden seit 20 Jahren die Reinzuchthefen angepriesen. Nachdem sie  die Öko-Bewegung verpennt haben haben die Hefeproduzenten  bei der Terroir-Bewegung aufgepaßt: Jetzt gibt es "Viniflora.nsac". Eine  gezüchtete und wie oben angepriesene, "Chr.-Hansen-Hefe", die einfach mal so Terroir-Hefe genannt wird und sicher stellt, dass keine wilden "Alternativhefen" den "Charakter des Weines verfremden". Zu beziehen beim Dipl.-Ing.Oenologie J.G..

Getroffene Hunde. Juli 2006. Mit ganzseitigen Anzeigen wirbt die Firma Gallo mit einer "Family Vinyards Qualitätsoffensive" und "garantiert: Keine künstlichen Farb- und Aromastoffe, keine Verwässerung, keine Fraktionierung." Und was ist mit natürlichen Farb- und Aromastoffen?

Terroir oder Charakter?  "Ziel ist zweifellos, dem Verbraucher eine optimierte Qualität anzubieten und dem Ziel jeglicher Weinbereitung, keinerlei Veränderungen am Terroir-Charakter vorzunehmen, einen Schritt näher zu kommen." So endet ein Artikel in der Zeitschrift "Der Deutsche Weinbau" in dem, Mann und Frau höre und staune, die Vorzüge der "Spinning Cone Column" gepriesen werden. In dieser Maschine wird der Wein mittels Vakuum, Zentrifugalkräften und gegenströmenden Dampf in einzelne Fraktionen zerlegt, dann wird ein wenig "manipuliert", bevor das Ganz wieder zusammengekippt mit ggf. weniger Alkohol und Essig aber um so köstlichern Aromen "dem Ziel jeglicher Weinbereitung, keinerlei Veränderungen am Terroir-Charakter vorzunehmen..." Mir wird schlecht.

Risikobewertung.  Die Zeitschrift VINUM berichtet: Das Bundesamt für Risikobewertung befand, dass bei "moderatem" Zusatz von Aromen  kein gesundheitliches Risiko zu erwarten sei und es daher keinen Grund gibt, Importe südafrikanischer Sauvignon blancs mit knackigem grünem-Paprika-Geschmack zu verbieten.

Eiswein. 776.000 Liter wurden 2003 alleine in Rheinhessen geerntet, wie es dem Zeitgeist entspricht mit dem Vollernter. Er schmachtet als "deutsche Rarität" nun für ein paar  Euro in Lidl und Aldi-Regalen.

Kaderschmiede Geisenheim.   Wie die Zeitschrift 'Weinwirtschaft' berichtet, haben die fast-food-Götter wieder einmal Frau Professor Christmann als Medium auserkoren: "Die deutschen Winzer müssen sich viel stärker dem Geschmack der Konsumenten anpassen. Dabei dürften weinethische Bedenken nicht hemmend wirken."

Es Lebe der Fortschritt! Bei der Prosecco-Produktion kommt er ganz legal illegal zum Einsatz. Gamma-Deca-Lacton steht zwar garantiert nicht auf dem Etikett, sorgt aber als Aromastoff für tolle Pfirsich- und Aprikosenaromen. Nun wurde die edle Kreszenz erstmalig in einem deutschen Weinen entdeckt. Und alle Rätseln wie sie da da reingekommen ist. 

Wer ist der Schönste "Weinprämierungen erinnern mich an Miss-Wahlen. Die schönsten und attraktivsten Mädchen bleiben zu Hause". Michael Broadbent

Wenn die Ideen die Massen..."We do many blind tastings with the customer, and without fail, Riesling is picked each time over Chardonnay, Sauvignon Blanc and other white wines. Indeed almost two third of the customers we see, prefer Riesling. I really feel that not enough restaurants and others in the trade know enough about this wine. If it would be up to me, I would rip out much of my Chardonnay and replace it with Riesling" Michael Mondavi, President Robert Mondavi Corp., in Toronto Star, 8.11.2000.

Zivilcourage. »Nicht alles, was aus der Traube stammt und gut schmeckt, ist deswegen auch Wein «, sagt Professor Hans-Jörg Koch, seines Zeichens der bedeutendste deutsche Weinrechtskommentator zum Thema Mostkonzentration. Wie die Weinwirtschaft 16/2000 schreibt plädiert er dafür, solch »unerträglich glatte, heimatlose, charakterlose Weine auf hohem Niveau« nicht mehr als Wein im rechtlichen Sinn, sondern als weinhaltige Getränke zu bezeichnen. 

Weinqualität bei 180 hl. Originalton Präsident des deutschen Weinbauverbandes auf die Frage nach der Höchstgrenze der tolerierbaren Hektarerträge: »...Betriebsdurchschnitte, die in einem Jahr bis zu 20% über dem Hektarertrag für Qualitätsweine liegen, sind bei unseren Ertragsschwankungen normal. Betriebsdurchschnitte können vielleicht auch in einem ganz außergewöhnlichen Jahr bis zu 50% über dem festgelegten Hektarwert liegen...«  DDW 12/2000

Bella Italia. »In schier masochistischer Weise befinden sich die Italiener allerdings seit Jahren auf Selbstzerstörungskurs und konterkarieren Erfolgsrezepte wie Soave, Orvieto oder Gavi durch getürkte Qualitäten oder billigste Massenware, so als gelte es die deutschen Erzeuger hinsichtlich geschmackloser Massenproduktion, mit einer Halbwertzeit von wenigen Wochen, noch zu übertreffen.« WW 12/2000

Sondermüll. Nachdem sich nur wirklich niemand mehr für die gute Liebfrauenmilch begeistert, versuchen sich einige Exponate der deutschen Weinwirtschaft mit weniger Zucker und weniger Säure, dafür aber mit originalverkorksten weißen Bordeauxflaschen, trendigen Labels und viel PR. Auf eine große Probe von ca. 300 derartiger Kunstgenüsse  im Mai diesen Jahres in London reagierte die altehrwürdigen Times mit herzerfrischender Deutlichkeit.»Als schlecht gemachte Imitate erfolgreicher Übersee-Weine wünschte sie dem modernen deutschen Weinstil und seinen Auswüchsen er möge das gleiche Schicksal erleiden wie die Liebfrauenmilch-Weine und verrecken oder wenigstens vom englischen Markt verschwinden,« kommentierte die Zeitschrift WEINWIRTSCHAFT 12/2000